Zur 4. Runde der Verbandsliga empfing der Naumburger SV im Euroville den VfL Gräfenhainichen. Die Gäste, immer kämpferisch und motiviert eingestellt, forderten den Domstädter schon in den letzten Jahren jeweils "alles" ab, sodaß ein spannender Kampf vorprogrammiert war. Aber dieser Mannschaftskampf wird den Anwesenden definitiv in Erinnerung bleiben, denn er verlief höchst ungewöhnlich!

Der NSV, diesmal mit Volkmar Huth verstärkt, startete konzentriert in die Partien. Matthias Will erreichte nach 2 Stunden die erste Punkteteilung und konnte sich seinen Aufgaben als Mannschaftleiter widmen. Dies sollte aber tatsächlich das einzig "friedliche" Ergebnis des Tages werden. In der Zeitnotphase nach knapp 4 Stunden hatten die Domstädter dann einen regelrechten Lauf! Jens Härtig, der nach einem Figurenopfer seine dafür erhaltenen aktiven Zentrumsbauern effektvoll in Szene setzen konnte, startete die Siegesserie. Als wenig später Andreas Fritsch nach Königsangriff im Schwerfigurenspiel und auch Samuel Gering nach wiederum sauber vorgetragener Weißpartie gegen den nominell stärksten Gästespieler zwei weitere volle Punkte nachlegten, stand es schon 3,5:0,5. Von den letzten 4 Partien hatten zum selben Zeitpunkt jetzt gleich 3 Naumburger eine Gewinnstellung auf dem Brett und niemand zweifelte mehr am Mannschaftssieg der Domstädter. Aber daß im Schach nun mal jederzeit noch alles möglich ist, sollten die Domstädter an diesem Sonntag bitter erfahren! Doch der Reihe nach: die erste Niederlage mußte Julius Heinrich verdientermaßen am Spitzenbrett nach knapp 5 Stunden einstecken, da er zu optimistisch den gegnerischen König attackiert hatte, wofür ihm die Kompensation fehlte. 5,5 Stunden waren vergangen, als auch Volkmar Huth seinem Kontrahenten gratulieren mußte. In einer spannenden und von beiden Seiten stark gespielten Partie unterlief dem Naumburger "Joker" exakt vor der Zeitkontrolle im 40. Zug eine Ungenauigkeit, der den Positionsvorteil und letztlich die Partie kostetet! Zwischenzeitlich wendete sich auch das Blatt bei Andreas Schlag. Wenn der Wurm drin ist, reichen auch zuerst 2 Mehrbauern und dann eine Qualität mehr nicht mehr zum Gewinnen. Der aufopferungsvoll kämpfende Gegner schafft es sogar mit seinem Wanderkönig sowie Springer/Turmgespann nach 6 Stunden ein Mattnetz "zu spinnen" - einfach irre! Doch der denkwürdige Mannschaftskampf war ja noch nicht beendet. Ralf Hillmann hatte anfangs stark die Qualität geopfert, um mit seinem Läuferpaar aufzutrumpfen! Nach einem Rückopfer des Gegners hatte der Domstädter über Stunden einen soliden Mehrbauern, den er schließlich im Damenendspiel zu verwerten versuchte. Doch hier fand sein junger Kontrahent plötzlich ein schönes Damenopfer gegen Bauer zum Patt-Trick! Anstatt sich nun dem unvermeidlichen Remis (und dem Mannschafts 4-4) "hinzugeben", überspannte er jedoch den Bogen und damit war das Damenendspiel nicht mehr zu verteidigen - Psychologie und mehr als unglücklich!

Vier Niederlagen "en Suite" hat der Naumburger SV in der Oberliga schon erlebt, aber noch nie nach einer 3,5:0,5-Führung! Diese bittere Pille muß jetzt erstmal gründlich "verdaut" werden zumal der nächste Kampf gegen den Aufsteiger in Bernburg schon in 2 Wochen stattfindet.


Brettergebnisse:
1.Brett: Julius Heinrich (DWZ 2074) - Till Stockmann (2048) 0:1
2.Brett: Samuel Gering (2015) - Steffen Michel (2134) 1:0
3.Brett: Volkmar Huth (2108) - Uwe Kurth (1947) 0:1
4.Brett: Andreas Fritsch (1921) - Frank Dubbratz (1909) 1:0
5.Brett: Jens Härtig (2084) - Marco Schubert (1837) 1:0
6.Brett: Matthias Will (1922) - Ingolf Hintzsche (1941) Remis
7.Brett: Andreas Schlag (1884) - Dominik Wilhelm (1574) 0:1
8.Brett: Ralf Hillmann (1836) - Jannes Witter (1654) 0:1