Zur 3. Runde der Verbandsliga empfing der Naumburger SV den ebenfalls verlustpunktfrei gestarteten Reideburger SV. Und die Gäste hatten definitiv vor, diese "weiße Weste" auch zu behalten, denn erstmals seit Jahren konnte ihr Spitzenbrett, Florian Dietz, begrüßt werden! Dies war durchaus eine Überraschung, aber die Domstädter gingen ihrerseits ebenfalls voll motiviert in das Spitzenspiel. So entwickelten sich an den meisten Brettern auch gleich spannende Partien.
Einen Start nach Maß gab der Naumburger Mannschaftsleiter nach 1,5 Stunden vor. Denn Matthias Will hatte in letzter Zeit tatsächlich das "taktisches Auge" mit speziellen Aufgaben geschult und sein Springer-Einschlag auf f7 hätte eigentlich erstmal nur einen Bauern gewonnen. Doch sein Gegenüber nahm das Opfer an und übersah augenblicklich die undeckbare Matt-Drohung durch Läufer d5 zwei Züge später! Nun sollten weitere 1,5 Stunden vergehen, bevor die nächsten Begegnungen beendet waren. Jens Härtig stellte sich supersicher mit den schwarzen Steinen auf und die Bauerketten ergaben im Läuferendspiel ein folgerichtiges Remis.
Peter Freitag packte jetzt mit dem unscheinbaren Bauernzug nach f5 einen eleganten Sperr- und Räumungszug aus, wie man ihn nur selten sieht! Die gegnerische Dame auf e4 saß dadurch in der "Mausefalle" und der weiße Turmzug nach f4 konnte reiche Beute machen, was zum zweiten vollen Punkt der Domstädter führte. Nun fügte sich ein Teil ins Andere und der NSV bekam einen Lauf! Ralf Hillmann hatte aus der Eröffnung durch eine Kombination einen Bauern verloren, aber initiierte mit einem Qualitäts-Opfer auf f4 zumindest Gegenspiel auf den König. Der Reideburger Kontrahent hätte hier noch auf eine Remis-Abwicklung umschalten sollen, denn plötzlich entwickelte der Heim-Springer wahre "Bären-Kräfte", was ebenfalls die Dame gewann!
Wenige Minuten später war dann der Mannschaftskampf nach 3,5 Stunden bereits entschieden, da auch Ersatzmann Bernd Rößler sein Endspiel zum Sieg führen konnte. Er stand lange unter Druck, doch verteidigte sich solide und bot zweimal Remis an. Sein Gegner wollte aber, auch aufgrund des Wettkampf-Stands, verständlicherweise mehr. Da kann es dann schonmal passieren, daß man eine Figur stehen läßt - dieser volle NSV-Punkt war glücklich und es stand damit 4,5:0,5 für den Naumburger SV! An den drei vorderen Brettern ging es taktisch zur Sache und es wurde sich auch jetzt nichts geschenkt!
Andreas Fritsch hatte in einer spannenden Partie eine Figur gegen zwei Bauern erobert und an irgendeiner Stelle sicher den Sieg-Zug verpasst. Letztlich ergab sich trotz des materiellen Vorteils nach knapp 4 Stunden eine remisliche Endspielstellung. Bei Samuel Gering sah man ein kompliziertes Figurenspiel gegen den "luftigen" König, wobei der Naumburger Mehrbauer kaum ins Gewicht fiel. Aber der NSV-Akteur manövrierte auch in Zeitnot gewohnt umsichtig und so konnte in einer packenden Partie nach etwa 5 Stunden auch hier das leistungsgerechte Unendschieden besiegelt werden. So blieb einzig das Spitzenbrett übrig. Julius Heinrich hatte mit der langen Rochade den Fehde-Handschuh geworfen, aber auch den stärksten Gast am Brett! Nachdem der Naumburger über die h-Linie mit den Schwerfiguren eindringen konnte, wickelte er in ein Endspiel Turm+3 Bauern gegen Läufer+5 Bauern. Diese Stellung zu gewinnen war, zumal mit wenig Bedenkzeit, sehr schwierig. Aber Julius Heinrich konnte seinen Plan nach über 5 Stunden erfolgreich umsetzen. Das war der Schlusspunkt auf die geschlossenste Mannschaftsleistung der Domstädter seit Jahren.
Der Naumburger SV gewinnt gegen den Reideburger SV deutlich mit 6,5:1,5 und besteht diesen Härtetest mit Bravour! Zur 4. Runde im Dezember in Köthen kommt es zum nächsten Spitzenspiel Erster gegen Zweiter der Tabelle.
Brettergebnisse:
1.Brett: Julius Heinrich (DWZ 2035) - Florian Dietz (2181) 1:0
2.Brett: Samuel Gering (2031) - Benedikt Weber (2118) Remis
3.Brett: Andreas Fritsch (1946) - Arne Christian Seidel (1969) Remis
4.Brett: Peter Freitag (1917) - Justin Schlosser (1840) 1:0
5.Brett: Jens Härtig (1961) - Christian Bösken (1857) Remis
6.Brett: Matthias Will (1911) - Thomas Schmidt (1853) 1:0
7.Brett: Ralf Hillmann (1771) - Rainer Sprengel (1818) 1:0
8.Brett: Bernd Rößler (1877) - Rene Kern (1796) 1:0