Zur 6. und 7. Runde der Oberliga reiste der Naumburger SV zur Doppelrunde nach Löberitz. Gegen den Gastgeber war man am Samstag klarer Außenseiter, aber mit einer starken geschlossenen Mannschaftsleistung schafften die Domstädter eine kleine Sensation! Nachdem in den Eröffnungen sicher gegengehalten wurde, konnten die Naumburger den Gastgeber nach knapp 3 Stunden "kalt erwischen",

denn sowohl Andreas Fritsch als auch Hermann Packroff gewannen ihre Partien für den NSV! Erstgenanntem gelang mit einem durchschlagenden Angriff am Königsflügel ein echter "Husarenstreich"; der Naumburger Altmeister mußte sich genau verteidigen und hatte etwas Glück, daß sein Gegner im Schwerfigurenendspiel ein kapitaler Fehler (Damenverlust) unterlief. Als wenig später Matthias Will seine holländische Partie Remis halten konnte, stand es bereits 2,5:0,5 für den NSV und an allen anderen Brettern sah es optisch gut aus! Daß sich Julius Heinrich nach 4 Stunden mit Mehrqualität geschlagen geben mußte, lag an den taktischen Fähigkeiten seines Kontrahenten, aber war wohl zu vermeiden. Doch das Naumburger Spitzenbrett, Sebastian Schmidt-Schäffer, stellte eine weitere Stunde später den alten Abstand wieder her. Er besiegte nach einer glänzenden Leistung die lettischen Frauengroßmeisterin Dana Reizniece-Ozola, die "ganz nebenbei" auch die amtierende lettische Finanzministerin ist - eine beeindruckende Kombination! Wenig später ließ Bernd Rößler im Turmendspiel nichts mehr anbrennen und mit seinem Remis war der Mannschaftspunkt bereits gesichert. Aber an den restlichen Brettern wurde verbissen gekämpft und Samuel Gering und Jens Härtig mußten jeden Zug auf der Hut sein, denn die Gegner hatten verwickelte Stellungen herbeigeführt. Samuel Gering gab seine Mehrqualität im richtigen Moment zurück und erreichte nach über 5,5 Stunden jetzt das entscheidende Remis im Turmendspiel! Und auch Jens Härtig hielt sein schwieriges Endspiel nach konzentrierter Leistung und 6 Stunden Remis. So gewinnt der Naumburger SV völlig überraschend aber durchaus verdient mit 5:3 gegen die SG Löberitz! Will man im Abstiegskampf noch bestehen, braucht es auch gerade einen solchen Wettkampf, um das Team in personell enger Situation "zusammenzuschweißen"!
Am Sonntag folgte dann das ganz wichtige Spiel gegen den Aufsteiger SK Dessau, der ebenfalls jeden Punkt gegen den Abstieg benötigt. Die Domstädter wollten die Euphorie des Vortages mitnehmen, aber es wurde ein erwartet schwerer Kampf auf Augenhöhe! Hermann Packroff steuerte nach einer Stunde ein erstes Remis bei, nachdem er sich in der entstandenen Eröffnungsvariante nicht ganz wohl fühlte. An den anderen Brettern entwickelten sich hingegen packende Auseinandersetzungen, bei denen zumeist die Weißspieler Druck machten! Youngster Julius Heinrich mußte nach 3 Stunden die Waffen strecken, da nach starkem gegnerischen Figurenopfer die Königsstellung nicht mehr zu verteidigen war. Jens Härtig konnte jetzt eine knappe Stunde später seinen Mehrbauern nach schöner Partie zum Ausgleich verwerten. Doch wenig später gingen die Muldestädter abermals in Führung, als Andreas Fritsch ein schwieriges Turmendspiel verloren geben mußte. Aber es war noch nichts entschieden, denn die anderen NSV-Akteure standen vielversprechend! Sebastian Schmidt-Schäffer hatte frühzeitig eine Figur geopfert, aber dafür Bauern und vorallem die Initiative erhalten. Matthias Will hatte einen Mehrbauern und bei Bernd Rößler war in einer verwickelten Stellung noch alles drin. Bei Samuel Gering war nach einem "Auf und Ab" ein Endspiel mit Minusfigur aber zwei entfernten verbundenen Freibauern erreicht. Nun ging es nach knapp 5 Stunden Schlag auf Schlag! Zuerst gewann Samuel Gering noch sein Endpiel und wenig später kam auch ein voller Punkt bei Sebastian Schmidt-Schäffer, womit er seinen zweiten Sieg des Wochenendes einfuhr und die Domstäder in Führung brachte! Nun fehlte nur noch ein Punkt zum Mannschaftsieg. Bernd Rößler hatte sich mittlerweile vom Druck befreit und spielte seinerseits auf Matt. Doch die Stellung war weiterhin zweischneidig und der Naumburger hätte lieber den möglichen sicheren Remisweg einschlagen sollen, zumal Matthias Will zeitgleich ein Remisangebot "auf dem Tisch" hatte... Nun kam es, wie es kommen mußte und Bernd Rößler verlor die Partie noch äußerst unglücklich nach knapp 5 Stunden! Daraus folgend spielte Mannschaftsleiter Matthias Will spielte jetzt weiter und versuchte alles, um seine Partie zu gewinnen. Nach fast 6 Stunden war das Endpiel Läufer und 2 verbundene Bauern gegen Turm entstanden, aber der wacker kämpfende Gegner erkannte die rettende Remisabwicklung mit Turmopfer!
So steht am Ende des Tages für den NSV ein unglückliches 4:4, welches keinem der beiden Teams richtig hilft. Aber ein solcher Wettkampf kann auch immer in die andere Richtung kippen. Kompliment den Dessauern, die voll gegengehalten haben und somit zu einem sehr spannenden Kampf beigetragen haben! Insgesamt erreichen die Naumburger jedoch in der Doppelrunde nicht zu erwartende 3 Mannschaftspunkte und nehmen somit wieder "Tuchfühlung" zu den Nichtabstiegsplätzen auf! In Anbetracht, daß man nicht in Optimalbesetzung antreten konnte und die Gedanken der Naumburger Schachspieler aktuell nicht nur beim königlichen Spiel sind, ist die gezeigte Leistung noch besonders hoch anzurechnen!
Zur nächsten Runde geht es nun Ende Februar nach Hoyerswerda.

Brettergebnisse Samstag:
1.Brett: Sebastian Schmidt-Schäffer (DWZ 2342) - WGM Dana Reizniece-Ozola (2309) 1:0
2.Brett: Julius Heinrich (2148) - Robert Stein (2190) 0:1
3.Brett: Samuel Gering (2086) - Sebastian Pallas (2157) Remis
4.Brett: Andreas Fritsch (2039) - Holger Pröhl (2305) 1:0
5.Brett: Jens Härtig (2099) - Norman Schütze (2258) Remis
6.Brett: Bernd Rößler (2001) - Martin Schuster (2139) Remis
7.Brett: Matthias Will (1943) - Christian Schindler (2139) Remis
8.Brett: Hermann Packroff (1915) - Fridolin Mertens (2064) 1:0

Brettergebnisse Sonntag:
1.Brett: Simon Spreng (2156) - Sebastian Schmidt-Schäffer (2342) 0:1
2.Brett: FM Harald Matthey (2007) - Julius Heinrich (2148) 1:0
3.Brett: Ralf Schubert (2121) - Samuel Gering (2086) 0:1
4.Brett: Rainer Erler (2063) - Andreas Fritsch (2039) 1:0
5.Brett: Iziaslav Leibovitch (2042) - Jens Härtig (2099) 0:1
6.Brett: Volodymyr Ozeran (2011) - Bernd Rößler (2001) 1:0
7.Brett: Sven Schäfer (1950) - Matthias Will (1943) Remis
8.Brett: Jens Erik Schneider (1925) - Hermann Packroff (1915) Remis